Fidelity: Greta-Faktor kommt in der Geldanlage nicht an

Repräsentative Umfrage unter 3.200 Bundesbürgern: 64% fordern bessere Verständlichkeit von ESG-Anlagen

Das stärkere Bewusstsein für den Klimaschutz kommt im Alltag der Deutschen an, aber nicht in ihren Depots: Während – nach eigener Aussage – 83 Prozent der Bundesbürger in den vergangenen zwölf Monaten ihren Plastikkonsum reduziert haben und 61 Prozent weniger Flugreisen unternehmen, sind Finanzprodukte, die ökologische und soziale Faktoren sowie eine gute Unternehmensführung berücksichtigen, noch nicht gefragt: Keiner der Befragten investiert in nachhaltige Anlagen, knapp zwei Drittel der Deutschen fordern dagegen zunächst einmal eine höhere Verständlichkeit solcher Geldanlagen. Kurz gesagt: Der Greta-Faktor kommt in der Geldanlage nicht an. Das ist das zentrale Ergebnis des Verantwortungsbarometers Deutschland 2020 von Fidelity International, das das Marktforschungsinstitut Kantar EMNID alle zwei Jahre durchführt.

Für jeden Zweiten ist die Gewissheit wichtig, dass die Rendite nicht unter den nachhaltigen Anlagekriterien leidet. 47 Prozent fordern, ihr Finanzinstitut müsse sie stärker abholen und sie konkret auf diese Produkte hinweisen. Jeder Zehnte (9 Prozent) würde grundsätzlich nicht in ESG-Produkte investieren.

„Bei der nachhaltigen Geldanlage sind noch hohe Hürden zu nehmen. Während institutionelle Anleger ESG-Ansätze zunehmend in ihren Investmentprozess integrieren, kommt die Bedeutung bei Privatanlegern nicht an. Es ist daher unsere Verantwortung als Finanzindustrie, besser aufzuklären und eine stärkere Überzeugungsarbeit zu leisten. Wir dürfen uns nicht zurücklehnen und warten, bis die Produkte nachgefragt werden. Wir müssen voranschreiten und die Auswirkungen klarer aufzeigen. Nachhaltigkeit ist kein Modethema, sondern die neue Norm in der Geldanlage. Auch Regulatoren weltweit nehmen die Finanzbranche immer stärker in die Pflicht“, sagt Alexander Leisten, Leiter des Deutschlandgeschäfts von Fidelity International.

Politik und Unternehmen sollen mehr Verantwortung fürs Klima übernehmen
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Die große Mehrheit der Deutschen (85 Prozent) fordert mehr Verantwortung fürs Klima seitens der Politik – Frauen (88 Prozent) noch häufiger als Männer (81 Prozent). Bei der Fridays-for-Future-Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen ist diese Forderung am höchsten (91 Prozent).

Auch an ihren Arbeitgeber haben Arbeitnehmer in Deutschland hohe Ansprüche in puncto Verantwortung: 95 Prozent erwarten, dass Unternehmen soziale Verantwortung übernehmen.

Engagement für die Umwelt wichtiger als bürgerschaftliches Engagement
Familie und Gesundheit sind weiterhin unangefochten die wichtigsten Lebensziele der Deutschen – jedoch leicht fallend im Vergleich zu 2018 (Familie von 88 auf 86 Prozent der Top-3-Lebensziele, Gesundheit von 90 auf 80 Prozent). Dagegen steigt das bürgerschaftliche Engagement von 22 Prozent (2018) auf 27 Prozent (2020). Das Engagement für die Umwelt wurde erstmals abgefragt und steht bei den Bundesbürgern mit 33 Prozent an der Spitze bürgerlichen Engagements – auch hier zeigt sich die Wirkung der Fridays-for-Future-Diskussionen im Alltag.

Über das Verantwortungsbarometer Deutschland 2020:
Die Umfrage Verantwortungsbarometer Deutschland 2020 wurde im Auftrag von Fidelity International von Kantar EMNID durchgeführt. In einer repräsentativen Zufallsstichprobe wurden deutschsprachige Personen in Privathaushalten ab 14 Jahren befragt. Insgesamt wurden in der Bundesrepublik Deutschland 3.240 Personen in telefonischen Interviews (CATI-Omnibus) befragt. Die Erhebung fand zwischen dem 21. August und dem 30. September 2019 statt.

(Grafik : Greta-Faktor? Nicht in der Geldanlage / Bessere Verständlichkeit von ESG-Produkten gefordert, Quelle: Fidelity International)

Frage: Stichwort verantwortliches Investieren: Finanzdienstleister bieten verstärkt Produkte an, die ökologische und soziale Kriterien sowie eine gute Unternehmensführung bei der Geldanlage berücksichtigen. Man nennt diese Kriterien auch ESG-Kriterien. Was muss aus Ihrer Sicht passieren, dass sie in solche Produkte investieren? (Basis: 3.240 Befragte). Mehrfachnennungen möglich.


https://www.green-bonds.com/


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