„Unsere Eigenkapitalquote soll sich trotz Anleiheemission von 25% auf rund 38% verbessern“, Martin Tauschke, SUNfarming GmbH

Die SUNfarming GmbH, ein Spezialist für die Projektierung, schlüsselfertige Realisierung sowie technische und kaufmännische Betriebsführung von Fotovoltaikanlagen im In- und Ausland, begibt eine 5-jährige Unternehmensanleihe mit einem Volumen von bis zu 10 Mio. und einem Kupon von 5,50% p.a. Der Emissionserlös ist für die zusätzliche Projektentwicklung und Vorfinanzierung ausschließlich deutscher Solarprojekte vorgesehen. Geschäftsführer Martin Tauschke weist im Gespräch mit GREEN BONDS darauf hin, dass sich die Eigenkapitalquote trotz Anleiheemission von 25% auf rund 38% verbessern soll, indem Lieferantenverbindlichkeiten reduziert und Gewinne thesauriert werden.

GREEN BONDS: In welchen Bereichen ist SUNfarming tätig?

Tauschke: Die SUNfarming GmbH ist Spezialist für die Projektierung, schlüsselfertige Realisierung sowie technische und kaufmännische Betriebsführung von Fotovoltaikanlagen im In- und Ausland. Wir bilden dabei von der Einholung behördlicher Genehmigungen und Gutachten über den Einkauf und die Montage qualitativ hochwertiger Komponenten (z. B. Module, Wechselrichter) bis hin zu Monitoring- und Wartungsdienstleistungen die gesamte Wertschöpfungskette ab.

GREEN BONDS:
Welche Projekte sind in Ihrem Fokus?

Tauschke: Wir konzentrieren uns aktuell auf mittlere Projekte. Konkret realisieren wir allein in Deutschland 40 bis 50 EEG-Fotovoltaikanlagen bis 750 kWp Leistung pro Jahr. Diese Projektgröße ist nicht an die Teilnahme von Ausschreibungen gebunden und erzielt daher eine höhere Einspeisevergütung. Mittelfristig wollen wir aber auch Projekte mit höherer Leistung realisieren – und zwar auf Basis von sogenannten Power Purchase Agreements (PPA), also bilateralen Stromlieferverträgen, die eine langfristige Preissicherheit bieten.

GREEN BONDS:
Was unterscheidet Sie von anderen Projektentwicklern?

Tauschke: Wir decken die gesamte Wertschöpfungskette ab und profitieren von einer hohen Vermarktungssicherheit: einerseits durch unsere langjährig gewachsene Kundenstruktur aus Kapitalinvestoren, Kommunen sowie gewerblichen und privaten Eigenstromnutzern, andererseits sind wir das operative Kernunternehmen der Schrum-Tauschke-Unternehmensgruppe, in der es bestandshaltende Projektgesellschaften gibt, die auch Abnehmer für einen Teil unserer Projekte sein können. Diese Kombination schafft aus unserer Sicht eine optimale Sicherheit, dass wir für unsere realisierten Projekte jederzeit den passenden bestandshaltenden Investor haben. Die hohe Planungssicherheit spiegelt sich auch in unserer hohen Marktakzeptanz wider, die das Ergebnis unseres langjährigen Track-Records ist. Darüber hinaus reduzieren wir durch unsere Spezialisierung auf 750 kWp-Projekte die Risiken in der Projektentwicklung und -realisierung.

GREEN BONDS:
Wäre eine andere Firmenstruktur für Anleihegläubiger nicht transparenter?

Tauschke: In unserem Markt ist es für Projektentwickler, die ihre Wertschöpfung etwas breiter aufstellen, durchaus üblich, dass die Unternehmensstruktur zwangsweise etwas komplexer ausfällt. Ich denke, dass nahezu alle Investoren im Bereich der erneuerbaren Energien damit umgehen können. Aber Sie haben recht: Als Start-up würde man die Struktur etwas einfacher gestalten. Unsere Struktur dagegen ist mittelbar die Folge unseres langjährigen Track Records, unserer breiten Kompetenz sowie der sehr bewussten und schrittweise erfolgten Erhöhung der Wertschöpfung. Und auf dieser Basis haben wir uns ja auch sehr erfolgreich entwickelt: Seit unserer Gründung 2004 sind wir durchgängig profitabel und wir haben bereits rund 600 MW Solarleistung erfolgreich realisiert. Davon übernehmen wir für rund 300 MW aktuell auch die technische und kaufmännische Betriebsführung.

GREEN BONDS:
Beziehen sich Ihre Umsätze ausschließlich auf das Deutschlandgeschäft?

Tauschke: Nein, unsere wichtigsten Absatzmärkte sind Deutschland und Polen, wobei Deutschland unser Kernmarkt ist und bleibt. 2019 haben wir hier rund 44% unseres Umsatzes erzielt. Dieser Anteil soll in den kommenden Jahren voraussichtlich konstant bei über 50% liegen. Im Vergleich zum Auslandsgeschäft übernehmen wir in Deutschland die komplette Projektentwicklung und den Bau als Generalunternehmer, während wir im Ausland den Umsatz über die Lieferung von Kernkomponenten generieren.

GREEN BONDS: Wie ist Ihre Planung für das laufende Jahr?

Tauschke: Wir haben ein sehr stabiles Auftragsvolumen. Unsere aktuelle Pipeline per Ende August umfasst allein in Deutschland 25,7 MW, die ausschließlich EEG-Fotovoltaikanlagen bis 750 kWp Leistung betreffen und von denen 14,6 MW bereits vertraglich gesichert sind. Mit Verweis auf das Research der Quirin Privatbank AG soll der Umsatz im Geschäftsjahr 2020 voraussichtlich rund 34 Mio. Euro und das EBITDA 2,2 Mio. Euro erreichen, gleichbedeutend mit einer EBITDA-Marge von 6,5%. Zudem soll sich unsere Eigenkapitalquote trotz Anleiheemission von 25% auf rund 38% verbessern, indem wir Lieferantenverbindlichkeiten reduzieren sowie weiterhin profitabel sein und den Gewinn thesaurieren werden.

GREEN BONDS: Sie wollten vor zwei Jahren schon mal eine (besicherte) Anleihe mit einem Kupon von 6,50% begeben. Jetzt kommen Sie mit 5,50% für eine unbesicherte Anleihe. Das müssen Sie uns erklären.

Tauschke: Die Höhe des Kupons ist ja immer das Ergebnis mehrerer Faktoren – sowohl damals als auch heute. Aus unserer Sicht ist das wichtigste Argument, dass wir uns als Unternehmen seit 2018 deutlich weiterentwickelt haben. Der weiter ausgebaute Track Record zeigt sich sowohl in unseren Financials als auch in der gestiegenen realisierten Leistung und dem größeren Portfolio, das wir technisch und kaufmännisch betreuen. Wir haben in der Unternehmensentwicklung seit 2018 sehr erfolgreich mindestens die nächste Stufe genommen. Darüber hinaus resultiert die Höhe des Kupons auch aus dem Feedback potenzieller Investoren, mit denen wir im Vorfeld gesprochen haben und die 5,50% ebenfalls angemessen fanden. Das Marktumfeld hat dabei sicher auch eine große Rolle gespielt. Zu guter Letzt müssen die Konditionen auch im Kontext unseres Finanzierungsmix passen. Bei einem höheren Kupon wären die Finanzierungskosten der Anleihe ähnlich hoch wie bei den bestehenden Lieferantenverbindlichkeiten, was natürlich nicht zielführend wäre.

GREEN BONDS:
Wie haben Sie sich in den letzten zwei Jahren finanziert – nachdem die Anleiheemission damals abgesagt wurde?

Tauschke: Wir haben die Finanzierungsform Unternehmensanleihe nie aus den Augen verloren, jedoch stattdessen zunächst eine assetbasierte Inhaberschuldverschreibung sowie sogenannte Construction Bridge-Finanzierungen im Volumen von zusammengerechnet über 60 Mio. Euro in der Unternehmensgruppe realisiert und uns dadurch noch einmal deutlich weiterentwickelt. Diese erfolgreich umgesetzten Finanzierungen belegen eindrucksvoll das große Interesse und auch Vertrauen der Investoren in Bezug auf unser Unternehmen und unsere Projekte – und zwar nicht nur auf der Ebene einer Unternehmensanleihe.

GREEN BONDS:
Welches ist aus Ihrer Sicht das größte Risiko für die Anleiheinvestoren?

Tauschke: Die regulatorischen Rahmenbedingungen und die staatliche Förderung regenerativer Energieträger haben einen wesentlichen Einfluss auf unser Geschäft. Allerdings beweisen wir schon seit nunmehr 16 Jahren, dass wir uns schnell, flexibel und erfolgreich anpassen können. Deshalb sind wir auch sehr zuversichtlich, dass wir vom aktuellen Wandel hin zu den PPA-Projekten dauerhaft profitieren werden. Das zeigt sich nicht zuletzt auch im Ausbau unserer Pipeline. Wir konnten bereits für die Zeit ab 2021 sehr umfangreiche PPA-Projekte gewinnen. Diese derzeit rund 148,5 MW überführen wir gerade sukzessive in den vertraglich gesicherten Status.

GREEN BONDS: Wo sehen Sie SUNfarming am Laufzeitende der Anleihe?

Tauschke: Wir wollen unsere Marktposition in den nächsten Jahren weiter stärken und unseren Track Record entsprechend ausbauen. Im Fokus stehen dabei in erster Linie die Märkte in Deutschland und Polen, wo wir vermehrt größere PPA-Projekte realisieren werden. Dazu beitragen soll auch eine weiter verbesserte Finanzierungsstruktur, die es uns erlaubt, mehr Projekte gleichzeitig umzusetzen, unsere Zinsbelastungen durch den Abbau der etwas teureren kurzfristigen Zwischenfinanzierungen zu reduzieren und unsere Wettbewerbsfähigkeit durch eine geschlossene Finanzierung von der Entwicklung bis zur schlüsselfertigen Übergabe der Projekte nachhaltig zu verbessern. Strategisch wollen wir uns auch in neuen innovativen Geschäftsfeldern etablieren, beispielsweise durch die parallele Nutzung von Fotovoltaikfreiflächen zur Produktion nachhaltiger Solarenergie und regionaler Nahrungsmittel sowie durch Direktstromnutzungsmodelle für Kommunen und Unternehmen mit wachsenden Stromverbräuchen und -kosten.

Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.green-bonds.com

Eckdaten der SUNfarming-Anleihe

Emittent

SUNfarming GmbH

Kupon

5,50% p.a.

Zinszahlung

halbjährlich am 16.05. und 16.11.

Zeichnungsfrist

bis 09.09.2021,
bis 12.11.2020 über DirectPlace der Deutsche Börse AG,
bis 12.01.2021 über econeers.de

Valuta

16.11.2020

Laufzeit

16.11.2025

ISIN / WKN

DE000A254UP9 / A254UP

Emissionsvolumen

bis zu 10 Mio. Euro

Listing

Open Market

Internet

www.sunfarming.de/ir




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