„Wenn die Projekte extern veräußert worden wären, läge das adjustierte EBITDA im Jahr 2021 bei 85,7 Mio. Euro“, Markus Lesser, CEO, PNE AG

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Die PNE AG emittiert eine 5-jährige Anleihe mit einem Kupon zwischen 4,500% und 5,250% p.a. mit einem Zielvolumen von 50 Mio. Euro (mit Aufstockungsoption). Die Anleihe dient vorwiegend zur Refinanzierung der im Mai 2023 fälligen Anleihe. Mit einem Liquiditätsbestand von 168 Mio. Euro könnte man diese aber auch aus der Liquidität zurückführen, wie CEO Markus Lesser im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE betont. Aufgrund des attraktiven Marktumfeldes sieht er aber Chance für organisches und anorganisches Wachstum. Um diese Chancen zu nutzen, möchte man mithilfe der Anleiheemission zusätzliche finanzielle Flexibilität schaffen. PNE konnte das Geschäftsjahr 2021 mit einem sehr erfreulichen Ergebnis abschließen. Damit wurde die EBITDA-Guidance von 24 bis 32 Mio. Euro mit erreichten 32,7 Mio. Euro leicht übertroffen. Dabei zeigen die Zahlen nicht die volle Leistungskraft, wie Lesser betont. Denn die Ergebnisse im Konzern sind erheblich vom Aufbau des Eigenbetriebsportfolios beeinflusst: Gewinne aus Projekten, die sich im Eigenbesitz befinden, werden über die Laufzeit bzw. die Abschreibungsdauer der Projekte verteilt aufgedeckt und nicht, wie bei einem Verkauf, in einer Summe ausgewiesen. PNE eliminiert diese Gewinne im Konzern und sieht diese als stille Reserven an. Aufgrund der Investitionen in eigene Projekte sind auf Konzernebene bisher insgesamt rund 134 Mio. Euro, davon allein im Jahr 2021 rund 53,0 Mio. Euro an Gewinnen vor Steuern eliminiert worden. Wenn die Projekte extern veräußert worden wären, läge das adjustierte EBITDA im Jahr 2021 bei 85,7 Mio. Euro.

BOND MAGAZINE: Bitte erläutern Sie die Eckpunkte Ihrer Anleiheemission.

Lesser: Unsere neue Anleihe 2022/2027 mit einem Volumen von bis zu 50 Mio. Euro hat eine Laufzeit von 5 Jahren und ist mit einem jährlichen Zinssatz von 4,500–5,250% ausgestattet. Das Angebot richtet sich neben bestehenden Investoren auch an neue private Investoren und institutionelle Anleger. Das Umtauschangebot mit Mehrerwerbsoption hat bereits am 23. Mai begonnen und endet am 13. Juni. Die Zeichnungsfrist startet am 7. Juni und läuft voraussichtlich bis zum 15. Juni 2022. Handelsstart im Open Market der Börse Frankfurt wäre dann am 23. Juni 2022.

BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Mittel aus der Anleiheemission verwenden?

Lesser: Die Mittel aus der neuen Anleihe sollen hauptsächlich der vorzeitigen Refinanzierung der am 2. Mai 2023 fälligen Schuldverschreibungen 2018/2023 dienen. Mit einem Liquiditätsbestand in Höhe von 168 Mio. Euro per Ende Q1 2022 könnten wir die Anleihe auch aus der bestehenden Liquidität zurückführen. Jedoch sehen wir vor dem Hintergrund des attraktiven Marktumfeldes verschiedene Chancen für organisches und anorganisches Wachstum. Um diese Chancen zu nutzen, möchten wir uns mithilfe der Anleiheemission zusätzliche finanzielle Flexibilität schaffen.

BOND MAGAZINE: Wie weit sind Sie mit der „Strategie 2023“?

Lesser: Im Rahmen unserer Strategie “Scale Up“ haben wir PNE in den letzten Jahren erfolgreich von einem Windparkentwickler zu einem Clean Energy Solution Provider – einem Anbieter von Lösungen für saubere Energie – weiterentwickelt. Zudem sind wir dabei, den Bereich Stromerzeugung durch ein Eigenbetriebsportfolio auszubauen. Mit unseren Geschäftsfeldern Projektentwicklung, Services und Stromerzeugung decken wir nun die gesamte Wertschöpfungskette der Erneuerbaren Energien ab. Neben der Windenergie bearbeiten wir nun auch Fotovoltaikprojekte und auch die Integration von Speicherlösungen und Power-to-Gas haben wir im Blick. Dabei bietet das integrierte Geschäftsmodell erhebliche Vorteile, Synergien und signifikantes Wachstumspotenzial. Insbesondere durch die Greenfield-Entwicklung haben wir Zugang zu Projekten und können marktunabhängig unser eigenes Stromerzeugungsportfolio aufbauen, ohne Projekte teuer zukaufen zu müssen. Mit dem Ausbau des Eigenbetriebs wachsen die stabilen Erträge und Cashflows und machen unser Geschäft noch visibler und berechenbarer. Zusätzlich zur Integration über die Wertschöpfungskette ist unser Geschäftsmodell durch die Diversifizierung über mehrere Technologien und Märkte sehr robust und risikominimiert. Bei der Umsetzung unserer Strategie sind wir jedenfalls auf einem sehr guten Weg. Wir konnten bereits einige der im Jahr 2017 definierten Ziele für 2023 vorzeitig erreichen oder sind dabei, auch die noch offenen Ziele zu erfüllen. Sichtbar wird dies auch an der Entwicklung unserer operativen und finanziellen Kennzahlen, die wir über die letzten Jahre substanziell verbessern konnten. So konnten wir etwa den Output von 2021 auf ein Rekordniveau von über 1 GW steigern.

BOND MAGAZINE: Wie hoch sind die stillen Reserven der Projekte, die Sie im Eigenbetrieb haben?

Lesser: Wir konnten das Geschäftsjahr 2021 mit einem sehr erfreulichen Ergebnis abschließen. So wurde die EBITDA-Guidance von 24 bis 32 Mio. Euro mit erreichten 32,7 Mio. Euro leicht übertroffen, ein deutlich positives Nettoergebnis erwirtschaftet und die Cash-Position sowie das Eigenkapital gesteigert. Mit den Ergebnissen sind wir sehr zufrieden, auch wenn diese nicht die volle Leistungsfähigkeit der PNE-Gruppe reflektieren. Denn die Ergebnisse im Konzern sind erheblich vom Aufbau des Eigenbetriebsportfolios beeinflusst: Gewinne aus Projekten, die sich im Eigenbesitz befinden, werden über die Laufzeit bzw. die Abschreibungsdauer der Projekte verteilt aufgedeckt und nicht, wie bei einem Verkauf, in einer Summe ausgewiesen. Wir eliminieren diese Gewinne im Konzern und sehen diese als stille Reserven an. Aufgrund der Investitionen in eigene Projekte sind auf Konzernebene bisher insgesamt rund 134 Mio. Euro, davon allein 2021 53,0 Mio. Euro an Gewinnen vor Steuern eliminiert worden. Wenn die Projekte extern veräußert worden wären, läge das adjustierte EBITDA im Jahr 2021 bei 85,7 Mio. Euro. Diese Zahl ist interessant, zeigt sie doch als weiterer Indikator die gewachsene Leistungsfähigkeit von PNE.

BOND MAGAZINE: Aktuell steigen die Preise für viele Materialien, es gibt auch Lieferengpässe. Auf der anderen Seite sind die Strompreise auch sehr stark gestiegen. Wie wirken sich diese Effekte auf Ihr Ergebnis aus?

Lesser: Wir sehen einige Effekte. Zum einen konnten wir deutlich steigende Preise für Windenergieanlagen feststellen. Ursachen hierfür sind insbesondere die hohen Transportkosten und gestiegenen Kosten für Stahl und andere Rohstoffe. Ebenso steigen die Zinsen. In laufenden Projekten und Projekten, die kurzfristig umgesetzt werden, haben wir die Preise und Zinsen gesichert. In neue Projekte werden wir jedoch mehr investieren müssen als wir dies gegenwärtig tun. Auch die Inflation, die sich weiterhin auf hohem Niveau bewegt, ist ein Thema. Das kann sich auf die Renditeerwartung der Investoren bei Projektverkäufen auswirken. Es gibt jedoch auch kompensierende Faktoren: Steigende Stromtarife und effizientere Anlagen steigern die Ergebnisse unseres Eigenportfolios und kompensieren somit teilweise die gestiegenen Preise.

BOND MAGAZINE: Wo sehen Sie PNE am Laufzeitende der neuen Anleihe?

Lesser: Die zentrale Herausforderung unserer Zeit ist der Klimaschutz. Und dies wird in den nächsten fünf Jahren noch weiter an Bedeutung gewinnen. Ideen und Innovationen sind daher gefragt. Wir als Clean Energy Solution Provider liefern diese. Und wir werden so einer der Garanten einer stabilen Energieversorgung werden. Mit unserer Arbeit leisten wir einen wichtigen Beitrag zum weltweiten Ausbau erneuerbarer Energien und zur Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft. Angesichts des Ukraine-Kriegs sind saubere Energielösungen sogar noch weiter in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion gerückt. Denn, und das möchte ich betonen, Energieunabhängigkeit und Energiesicherheit sind nur mit sauberem Strom machbar. Mit unserem nachhaltigen Geschäftsmodell sind wir ideal positioniert. Wir sind ein wichtiger Möglichmacher der Energiewende. Die Märkte sind aktuell stark in Bewegung. Zurzeit arbeiten wir deshalb bereits an der Weiterentwicklung unserer Strategie, also Scale Up 2.0, mit der wir uns für die zukünftigen Herausforderungen und Chancen bestmöglich positionieren möchten. Näheres hierzu werden wir im Herbst verkünden. Klar ist, wir wollen das positive Momentum nutzen und weiterwachsen. Wir sind ein Vorreiter in der Branche und wollen diese Position festigen und noch ausbauen. Die geplante Anleihe bietet uns für unsere Ziele zusätzliche Liquidität und erlaubt uns, unsere Handlungsmöglichkeiten zu maximieren.

BOND MAGAZINE: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org

Eckdaten der PNE-Anleihe

Emittent

PNE AG

Kupon

4,500%–5,250% p.a., Festlegung während der Angebotsfrist

Umtausch

23.05.–13.06.2022

Zeichnungsfrist

07.06.–15.06.2022

Valuta

23.06.2022

Laufzeit

23.06.2027 (5 Jahre)

Volumen

50 Mio. Euro mit der Möglichkeit auf 100 Mio. Euro aufzustocken

Listing

Open Market, Börse Frankfurt

ISIN / WKN

DE000A30VJW3 / A30VJW

Sole Lead Manager

IKB Deutsche Industriebank AG

Internet

www.pne-ag.com

 

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