„Wir wollen an der Energiewende aktiv teilnehmen und unser Bestandsportfolio rasch weiter ausbauen“, Clemens Wohlmuth, Photon Energy N.V.

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Die Photon Energy N.V. emittiert ihre dritte Unternehmensanleihe mit einer 6-jährigen Laufzeit und einem Kupon von 6,50% p.a. Die Cashflows aus den bestehenden Anlagen reichen mühelos aus, um die Zinsen für die Anleihe zu bedienen, wie CFO Clemens Wohlmuth im Gespräch mit GREEN BONDS betont. Photon Energy möchte in den nächsten Jahren deutlich wachsen. Bis 2024 soll das Portfolio von eigenen Anlagen, die am Netz angeschlossen sind und Strom produzieren, von derzeit 90 MW auf 600 MW ausgebaut werden. Die Projektpipeline soll bis dahin von 600 MW auf 1,5 GW ausgebaut werden.

GREEN BONDS: Was hat sich seit der Emission der letzten Anleihe bei Ihnen getan?

Wohlmuth: Sehr viel. Die letzte Anleihe haben wir 2017 begeben. Wir sind damals mit einem klaren Wachstumskonzept mit Fokus auf die Hotspots Ungarn und Australien an den Markt gegangen. Wir haben begonnen, in Ungarn einige Projekte zu entwickeln und das bis dato sehr erfolgreich umgesetzt. Wir haben bis heute unser Portfolio in Ungarn um fast 50 MW ausgebaut. Die Anlagen sind ans Netz angeschlossen und generieren Strom. Wir konnten in Australien auch das erste Projekt für das eigene Portfolio mit 14,6 MW realisieren. Darüber hinaus haben wir begonnen, uns nach neuen Märkten umzusehen und entwickeln erste Projekte in Rumänien und Polen. In Rumänien beginnen wir im Frühling 2022 mit dem Bau der ersten Anlagen. In Polen werden wir die ersten Projekte Ende 2022 oder spätestens Anfang 2023 bauen können.

GREEN BONDS: Wie sind die regulatorischen Rahmenbedingungen in den Ländern, in denen Sie aktiv sind?

Wohlmuth: Unser Konzept geht immer mehr weg von den Einspeisevergütungen und Auktionen. Wir wollen künftig Strom wettbewerbsfähig zu Marktpreisen verkaufen. Wir werden den Strom unserer Anlagen zu aktuellen Preisen frei am Markt („Merchant Model“) oder über PPAs (Power Purchase Agreements) direkt an Endabnehmer verkaufen. Damit sind wir nicht mehr von staatlichen Förderungen abhängig.  Unser derzeitiger Bestand an Anlagen in Tschechien, der Slowakei und Ungarn haben noch Einspeisevergütungen, die in Tschechien noch bis 2030, in der Slowakei noch bis 2030/31 und in Ungarn noch bis zwischen 2035 und 2045 laufen.

GREEN BONDS: Sie hatten immer betont, dass die Cashflows Ihrer Anlagen ausreichen, um die Zinsen der Anleihe zu bedienen, nachdem Zins und Tilgung für die Bankenfinanzierungen bereits getätigt wurden. Steht diese Aussage so noch?

Wohlmuth: Ja, diese Aussage steht weiterhin. Die Cashflows unsere Anlagen reichen aus, um die Zinsen der Anleihe zu bedienen. Wir haben das tschechische und das slowakische Portfolio, inzwischen kam das ungarische Portfolio mit 50 MW hinzu. In Australien wurde das neue Projekt ans Netz angeschlossen. Das Cashflow generierende Bestandsportfolio wurde also deutlich ausgebaut.

GREEN BONDS: Die Rahmenbedingungen in Tschechien und der Slowakei haben sich aber verschlechtert.

Wohlmuth: Es gab im September regulatorische Änderungen. In Tschechien gibt es eine zusätzliche Solarabgabe. Wir hatten für die Anlagen, die wir 2010 angeschlossen haben, eine Solarabgabe von 10%. Diese Abgabe wird ab 2022 um 10 Prozentpunkte auf 20% erhöht. Zudem hatten wir 2009 eine kleine Anlage angeschlossen. Für diese Anlage gab es bisher keine Abgabe. Hier kommt dann eine 10%ige Abgabe zum Tragen. Diese Änderung trifft uns natürlich schon. Wir haben zusätzliche Kosten und damit ein niedrigeres EBITDA. Im Ergebnis sind das bis zu 1 Mio. Euro. Wir werden das teilweise kompensieren können, da man in Tschechien jährlich zwischen dem Feed-in-Tarif und dem Grünen Bonus wählen kann. Beim Grünen Bonus bekommt man auch eine Vergütung, die etwas geringer ist, dafür behält man aber den Strom und kann ihn am Markt verkaufen. Das war bisher nicht sinnvoll, weil die Strompreise vergleichsweise niedrig waren. Wegen der rasant gestiegenen Strompreise und der Markterwartung, dass die Preise auch im nächsten Jahr hoch bleiben werden, macht es Sinn, in dieses Modell überzuwechseln. Damit werden wir den Verlust aus der Einspeisevergütung zumindest teilweise kompensieren können. In der Slowakei gab es auch eine regulatorische Änderung, die ist aber ausgeglichener als in Tschechien. Die Einspeisevergütung wurde zwar verringert, dafür wurde die Laufzeit von bislang 15 Jahren auf 20 Jahren verlängert. Der Wert der Anlagen bleibt damit etwa gleich. Es bringt uns einen niedrigeren Umsatz und ein niedrigeres EBITDA, dafür aber eine höhere Planungssicherheit mit zusätzlich gesicherten jährlichen Umsätzen von über 2 Mio. Euro für weitere fünf Jahre ab 2025, die bislang nicht in unserer Planung waren. Wir können das Portfolio damit langfristiger refinanzieren. Insgesamt haben wir aber diese kurzfristigen Ertragsentgänge bereits durch den Anlagenzubau der letzten beiden Jahre schon überkompensiert.

GREEN BONDS: Wie sind die Eckpunkte der neuen Anleihe?

Wohlmuth: Wir bieten einen Kupon von 6,50% p.a., bei quartalsweiser Zinszahlung. Die quartalsweise Zinszahlung haben wir seit der ersten Anleihe standardmäßig. Das wurde von Investoren sehr gut aufgenommen, daher haben wir das beibehalten. Es ist unsere erste grüne Anleihe, wir haben eine Second Party Opinion von imug rating, die das bestätigt. Das ist gerade für ESG-Investoren wichtig. Das Volumen beträgt bis zu 50 Mio. Euro. Wir bieten aktuell auch ein Umtauschangebot für die Inhaber der Anleihe 2017/22 an.

GREEN BONDS: Anleiheinvestoren, die umtauschen, erhalten einmalig 2%?

Wohlmuth: Ja, die Anleiheinvestoren, die die Anleihe 2017/22 in die neue Anleihe tauschen, erhalten neue Anleihen im Verhältnis von 1:1, zusätzlich einmal 2% als Bonus für den Umtausch.

GREEN BONDS: Die letzten Zahlen waren nicht so gut.

Wohlmuth: Unsere wichtigsten Umsätze sind die aus dem eigenen Portfolio, weil es nachhaltige Erträge sind. Das Geschäft ist kontinuierlich gewachsen. 2019 hatten wir mit dem eigenen Portfolio 14,3 Mio. Euro Umsatz erzielt, 2020 waren es 16,5 Mio. Euro. Im ersten Halbjahr 2021 waren es 9,8 Mio. Euro, was einer Steigerung um 11% gegenüber dem ersten Halbjahr 2020 entspricht. Im letzten Jahr haben wir mit unseren Anlagen 70 MW Strom produziert, in diesem Jahr werden es 100 MW sein. Die Stromproduktion hat 2020 rund 60% unseres Umsatzes ausgemacht, der Rest kommt aus dem Bau- (EPC), Handels- und Wartungsgeschäft. Das EPC-Geschäft war im ersten Halbjahr etwas schwächer als im Vorjahr. Wir konnten den Gesamtumsatz dennoch leicht steigern. Das EPC- und Handelsgeschäft hat natürlich niedrigere Margen. Wir haben in die Projektentwicklungen in Polen, Rumänien und Ungarn investiert. Diesen Kosten stehen jetzt natürlich noch keine Umsätze oder Erträge gegenüber, sondern erst in Zukunft, wenn wir die Anlagen anschließen oder Projektrechte verkaufen.

GREEN BONDS: Wo sehen Sie Photon Energy in sechs Jahren – am Laufzeitende der neuen Anleihe?

Wohlmuth: Wir wollen an der Energiewende aktiv teilnehmen und rasch weiter wachsen. Wir haben eine Guidance für das Jahr 2024 bekannt gegeben – das ist quasi zur Halbzeit der Anleihe. Wir wollen unser Portfolio von derzeit 90 MW auf dann 600 MW ausbauen, also am Netz befindliche Anlagen, die Strom produzieren. Unsere Projektpipeline möchten wir von heute 600 MW auf 1,5 GW fast verdreifachen. Die Projekte sind natürlich in verschiedenen Phasen, von Early Stage bis zur Baureife. Das soll unser zukünftiges Wachstum sicherstellen. Zusätzlich wollen wir das Wartungsgeschäft von 300 MW auf 1 GW ausbauen. Das sind dann 600 MW, die wir selbst im Bestand haben wollen plus 400 MW von externen Kunden. Damit wollen wir unser EBITDA von 2020 mehr als verfünffachen. Wir wollen dabei unserer Eigenkapitalquote immer über 25% halten.

GREEN BONDS: Ihre Aktie wird auch in Deutschland gehandelt.

Wohlmuth: Ja, die Aktie wird auch in Deutschland gehandelt. Wir sind Anfang des Jahres in Warschau und Prag in den Regulierten Markt gewechselt, wo wir höhere Anforderungen erfüllen müssen. In Deutschland wird die Aktie im Quotation Board (Freiverkehr) gehandelt. Wir berichten unsere Finanzzahlen quartalsweise und darüber hinaus noch monatlich unsere Produktionszahlen und den Fortschritt unserer Projektentwicklung. Damit unterscheiden wir uns auch von vielen anderen Anleiheemittenten.

GREEN BONDS: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Christian Schiffmacher, https://www.green-bonds.com/

Eckdaten der neuen Photon Energy-Anleihe

Emittent

Photon Energy N.V.

Kupon

6,50% p.a.

Zinszahlung

vierteljährlich

Umtausch

18.10.–12.11.2021

Umtauschprämie

2,00% einmalig

Zeichnungsfrist

02.11.–17.11.2021

Valuta

23.11.2021

Laufzeit

23.11.2021 (6 Jahre)

Emissionsvolumen

bis zu 50 Mio. Euro

Listing

Open Market

Stückelung

1.000 Euro

ISIN

DE000A3KWKY4

Internet

www.photonenergy.com




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